Ziemlich häufig erhalten wir Anfragen, wie denn die Segelflugausbildung bei uns genau abläuft. Da ich gerade meine eigene Ausbildung abgeschlossen habe und jetzt meine frische Segelfluglizenz in den Händen halte, möchte ich dir hier einen ersten Überblick geben.

Start eines Segelflugzeugs im F-Schlepp eines Motorflugzeugs

Vom Fußgänger zum Pilot

Die Segelflugausbildung ist unterteilt in einen praktischen und einen theoretischen Teil und beginnt auf dem vorderen Sitz in einem Schulungsdoppelsitzer. Dein Lehrer nimmt hinter dir Platz und hat dabei dieselben Bedienelemente wie du vorne. Er bringt dir nach und nach bei, wie man so ein „Fluggerät“ bedient. Du lernst die Instrumente und Bedienelemente kennen, wirst natürlich auch im Flugbetrieb am Boden eingewiesen, sodass unser schönes Hobby sicher betrieben werden kann.

Zunächst erfolgen einige Gewöhnungsflüge. Dabei hast die die Füße schon auf den Seitenruderpedalen und hältst den Steuerknüppel in der Hand. Der Lehrer hinter dir steuert zunächst das Flugzeug und du kannst ganz stressfrei schon einmal mitfühlen, während er dir genau erklärt, wie sich das Flugzeug bei den verschiedenen Steuereingaben verhält. Nach und nach überlässt der Lehrer dir immer mehr die Kontrolle und wird immer weniger eingreifen müssen. Wenn Korrekturen durch mündliche oder manuelle Eingriffe schon eine Weile lang nicht mehr erfolgen, ist der erste Alleinflug nicht mehr weit.

Der erste Alleinflug – die A-Prüfung

Den ersten Alleinflug vergisst du nie!

Du startest, fliegst und landest mittlerweile selbstständig und dein Lehrer sitzt sichtlich mit deinen Leistungen zufrieden nur noch wie ein Gast hinter dir? Dann bist du an einem Punkt angekommen, an dem eine Flugtauglichkeitsuntersuchung bei einem anerkannten Fliegerarzt notwendig wird. Denn ohne dieses sogenannte „Medical“ ist der Alleinflug nicht möglich. Hält dich der Arzt also für flugtauglich, folgt die erste praktische Zwischenprüfung – die sogenannte „A-Prüfung“. Nachdem zwei Fluglehrer in einem Checkflug bestätigen, das du alleine fliegen darfst, wirst du in der Regel zunächst ein paar theoretische Fragen beantworten und dann sitzt du das erste mal allein im Flugzeug und musst drei saubere Platzrunden fliegen. Zu diesem Zeitpunkt stehst du mit deinem Fluglehrer nur noch per Funk in Verbindung. Hast du diesen Teil bestanden, fliegst du immer öfter alleine. Die Flüge, die dann weiterhin mit Lehrer stattfinden, lehren dich dann erweiterte Flugmanöver und führen dich nach und nach zum zweiten Teil der praktischen Ausbildung.

Die „B-Prüfung“

Neben erweiterten Flugmanövern wie z.B. Kurvenwechsel, steilere Kurvenflüge, wird zudem eine Ziellandung verlangt, was bedeutet, das du in einem Bereich von ca. 100m aufsetzen musst. Auch diese Prüfung wird wieder von einem kleinen theoretischen Teil begleitet sowie 3 Alleinflüge mit den dazu notwendigen Übungen.

Die „C-Prüfung“.

Es folgen wieder neue Übungen wie Thermikfliegen, Seitengleitflug (Slip), das erfliegen der Grenzen des Flugzeugs durch z.B. Langsamflug und Trudeln und die Umschulung auf andere Flugzeugmuster.
Die Prüfung besteht diesmal aus einem Thermikflug von mindestens 30Min.
In der nächsten Zeit folgt dann die Überlandeinweisung – für dich also…

…Der letzte Ausbildungsschritt

Deine Ausbildung ist nun fast abgeschlossen. Du hast viel Zeit gehabt um deine bisherigen Fähigkeiten zu festigen. Es fehlt jetzt noch die Überlandeinweisung mit deinem Lehrer, die Außenlandeübung, Landung auf fremdem Flugplatz und du lernst wie man navigiert. Das bedeutet, du fliegst jetzt nicht mehr im Übungsraum am Platz sondern das erste mal davon weg. Du entfernst dich also so weit von deinem Heimatflugplatz, das du ihn mit einfachem „Gleiten“ nicht mehr erreichen kannst. Du musst dazu die Thermik oder möglicherweise Hangaufwinde nutzen um wieder zurück zu kommen.

Die Theorieprüfung

Du hast nun neben der Praxis in der Saison und dem Theorieunterricht, der in der Regel im Winter stattfindet, bereits eine ganze Strecke deiner Segelflugausbildung hinter dich gebracht. Es wird also langsam Zeit, sich auf die Theorieprüfung vorzubereiten. Dazu musst du in den folgend genannten 9 Fächern beweisen, das du genug Wissen erlangt hast.

1. Allgemeine Segelflugzeugkunde
2. Grundlagen des Fliegens
3. Betriebliche Verfahren
4. Luftrecht
5. Menschliches Leistungsvermögen
6. Meteorologie
7. Kommunikation
8. Flugleistung und Flugplanung und
9. Navigation

Um meine theoretischen Kenntnisse zu festigen und regelmäßig zu üben, habe ich mich neben dem Standard-Werk „Flug ohne Motor„, was ich als Lektüre sehr empfehlen kann, mit dem Lernomat1000 der Akaflieg Berlin vorbereitet. Dort ist der öffentlich zugängliche Teil des gesamten Fragenkatalogs, sowie der Fragenkatalog für die Funklizenzprüfung verfügbar und du kannst dir sogar wie im Prüfungsmodus zufallsgenerierte Fragebögen pro Fach oder auch gemischt erstellen und durcharbeiten.

Die Praktische Prüfung

Nachdem du die Theorieprüfung bestanden hast, absolvierst du in der Regel den Überlandflug. Entweder 50km allein oder 100km mit Lehrer.

Zu diesem solltest du optimalerweise deine Sprechfunklizenz erlangt haben, die dich berechtigt, mit Luft- und Bodenfunkstellen Kontakt aufzunehmen. Hast du die noch nicht, kannst du den Überlandflug auch mit Lehrer machen, der dann funken darf, sofern nötig.

Deine Ausbildung schließt du jetzt noch mit der praktischen Prüfung ab.

Dazu machst du einen Termin mit einem anerkannten Prüfer, der mit dir 3 Starts/Landungen macht und dir dann Fertigkeiten, die du in deiner Ausbildung erlernt hast, abverlangt.

Eine gute Vorbereitung darauf ist sicher hilfreich. Geh mit deinem Lehrer die möglichen Übungen, die der Prüfer von dir verlangen kann nochmal durch. Falls nötig machst du ein paar Checkflüge mit deinem Lehrer. Zur praktischen Prüfung kann dir der Prüfer auch noch mit ein paar Theoriefragen auf den Zahn fühlen. Das sollte aber kein großes Problem sein. Die Fragen dazu sind in der Regel praxisbezogen.

Nach bestehen dieser letzten Prüfung, wird dir deine Lizenz dann per Post ausgehändigt und du bist ab diesem Zeitpunkt SPL-Lizenzinhaber.

Segelflugzeugführer werden? Dazu bin ich doch schon zu alt!

Das dachte ich damals auch, aber keine Angst, niemand ist zu alt in dieses schöne Hobby einzusteigen. Erfreust du dich normaler Gesundheit, steht einer Segelflugausbildung nichts im Wege. Ich selbst bin erst mit 50 Jahren angefangen und hatte zwar ordentlichen Respekt vor der Theorie, aber wenn man sich intensiv hinsetzt und büffelt, ist das alles zu schaffen. Zudem durfte ich erfahren, das ich damals nicht der älteste „Einsteiger“ gewesen bin. Das fliegen selbst ist dank der intensiven Ausbildung durch unsere geduldigen Lehrer kein Problem gewesen 🙂

Ausbildungsdauer

Die hängt insbesondere von der Zeit ab, die du dafür aufwenden kannst. Bei regelmäßiger Teilnahme am Flugbetrieb rechnet man zwischen 2 bis 3 Jahre. Dabei sind gesetzlich min. 25 Flugstunden (10 Std. davon mit Fluglehrer, 15 Std. solo) zu absolvieren. Ebenso muss die theoretische Ausbildung erfolgt sein.


Hast du tiefergehende Fragen zur Segelflugausbildung, den Ausbildungsabschnitten oder möchtest deine eigene Segelflugausbildung anfangen? Melde dich gerne per E-Mail bei uns: cumulus@segelflugverein-bielefeld.de oder wenn das Wetter passt, schau doch gern mal bei uns am Platz vorbei. Wie du uns findest, haben wir auf unserer Kontaktseite beschrieben.